„Eileiter-Entfernung als Prophylaxe zum Ovarialkarzinom – Zahlen, Daten & Fakten“

ISPOR 2019 – Kopenhagen 02. – 06. November 2019 – PSU29

Das Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) gehört zur achthäufigsten Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland und war im Jahr 2018 für 185.000 Todesfälle weltweit verantwortlich. Die Evidenz deutet zunehmend darauf hin, dass der am häufigsten verbreitete Typ des Ovarialkarzinoms durch Läsionen in den Eileitern entsteht. Daher haben sich viele internationale Fachgesellschaften dafür ausgesprochen, in den Jahren 2011 bis 2017 prophylaktisch die Eileiter entfernen zu lassen, um die Entstehung eines Ovarialkarzinoms zu verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) hat dies jedoch bisher, aufgrund fehlender Evidenz, nicht befürwortet.

Dieses hoch aktuelle Thema gab Anlass einen Forschungsabstrakt zu erstellen und zwecks Veröffentlichung an einem förmlichen Bewerbungsprozess bei der ISPOR 2019 teilzunehmen. Die Erstellung des Abstraktes erfolgte in Kooperation mit der Xcenda GmbH, die sich mit wissenschaftlicher Auftragsforschung beschäftigt und sich als Beratungsunternehmen im Gesundheitswesen positioniert hat. Unseren herzlichen Dank an dieser Stelle für die hervorragende Interpretation.

Der Abstrakt wurde unter der Bezeichnung „INCREASE OF SALPINGECTOMIES IN GERMANY SINCE 2005“ akzeptiert und unter dem Präsentationscode PSU29 auf der ISPOR vom 02. bis zum 06. November in Kopenhagen veröffentlicht.

Die ISPOR ist die führende Konferenz für Gesundheitsökonomie und Outcome-Forschung, die in diesem Jahr für den europäischen Raum vom 02. bis zum 06. November in Kopenhagen stattgefunden hat. Mehr als 5500 Interessenvertreter aus mehr als 90 Ländern und allen Bereichen des Gesundheitswesens waren bei der diesjährigen ISPOR vertreten, um über wissenschaftliche und gesundheitspolitische Themen zu diskutieren.

 

Grundlegende Eckdaten und Ergebnisse des Abstraktes

Mit diesem Forschungsabstrakt sollte herausgefunden werden, wie sich die Anzahl der durchgeführten Salpingektomien im Zeitraum von 2005 bis 2017 in Deutschland entwickelt hat und wie sich dieser Trend, vergleichend mit weiteren operativen Eingriffen im weiblichen Becken, darstellt.

Für diesen Zeitraum wurden Daten des statistischen Bundesamtes aus deutschen Krankenhäusern zu folgenden Operationen und Prozeduren herangezogen: Salpingektomie (5-661), Destruktion und Verschluss der Tubae uterinae [Sterilisationsoperation] (5-663), Salpingoovariektomie (5-653), Ovariektomie (5-652), Uterusexstirpation [Hysterektomie] (5-683).

 

Im Vergleich zu sonstigen operativen Maßnahmen an den weiblichen Geschlechtsorganen, ist die Salpingektomie exorbitant gestiegen seit 2011
Im Vergleich zu sonstigen operativen Maßnahmen an den weiblichen Geschlechtsorganen, ist die Salpingektomie seit 2011 exorbitant gestiegen

Zwar ist die Gesamtzahl der Operationen dieser Eingriffe um 10 % zurückgegangen, so hat sich die Anzahl der Salpingektomien in Deutschland jedoch seit 2005 um 297 % erhöht. Vor allem ab dem Jahr 2011 ist ein sehr starkes, kontinuierliches Wachstum dieses Eingriffs zu verzeichnen. Während alle weiteren Prozeduren im Vergleich ein eher moderates Wachstum bzw. einen Rückgang verzeichneten. Die Gesamtzahl der Salpingektomien in Deutschland teilt sich in weitere Untergruppen auf. Dabei machen die totalen Salpingektomien mit 75 % im Jahr 2006 und 87 % im Jahr 2017 den größten Anteil aus. Die übrigen Anteile bilden partielle Salpingektomien, Restsalpingektomien und nicht näher bezeichnete Salpingektomien.

Außerdem hat die Studie ergeben, dass Frauen, die sich allen genannten Eingriffen im weiblichen Becken unterziehen, im Jahr 2017 durchschnittlich älter sind als noch im Jahr 2005. Der Trend bei Sterilisationsoperationen deutet jedoch darauf hin, dass sich Frauen in 2017 in jüngerem Alter einer solchen Operation unterziehen.

So kommt die Studie zu dem Entschluss, dass eine prophylaktische Salpingektomie in Deutschland zwar nicht empfohlen wird, die Zahl dieser, seit der Herausgabe der Empfehlung in anderen Ländern im Jahr 2011, jedoch massiv gestiegen ist. Diese Steigerung spricht dafür, dass man in Deutschland die Evidenz erkannt und akzeptiert hat, dass viele Ovarialkarzinome in den Eileitern entstehen.

Obwohl sich die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. bislang nicht für einen solchen Eingriff ausgesprochen hat, spiegeln die Ergebnisse wider, dass die Ärzte in deutschen Krankenhäusern bereits die Entfernung der Eileiter durchführen, um eine Minimierung des Risikos für ein Ovarialkarzinom zu erzielen.

 


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